Life in plastic:
Neue Kreisläufe für Kunststoffe
plastship findet für jeden Kunststoffabfall das passende Recycling-Rezept. Möglich ist das mit künstlicher Intelligenz und einer innovativen Plattformtechnologie. So treibt das Unternehmen aus Waldems die Zukunft der Kreislaufwirtschaft voran.

Plattform-Technologie mit Labor-Analyse
Ein Online-Marktplatz für Rezyklate. So könnte man plastship in aller Kürze beschreiben.
Unter dem Dach der Firma RIGK, einem Betreiber von Rücknahmesystemen für Kunststoffverpackungen und Kunststoffe aus Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft, haben Gründer Andreas Bastian und sein Team eine Plattform entwickelt, über die sich Rezyklate aller Art sowohl beschaffen als auch verkaufen lassen: Dieser Marktplatz trägt mithilfe von umfassenden Datenanalysen und KI dazu bei, die Kreislaufwirtschaft anzukurbeln und den Umgang mit Kunststoffen insgesamt nachhaltiger zu machen. Dazu vernetzt plastship die Akteure und lässt aufwändige Laboranalysen durchführen.
Vernetzung der Akteure
Ziel ist es, Recycler, Verarbeiter und Produzenten gezielt zu vernetzen und maßgeschneiderte Rezyklat-Rezepturen für verschiedene Einsatzgebiete zu organisieren. Die Herausforderung: Bisher gelten bei Rezyklaten keine einheitlichen Qualitätsstandards. Für Unternehmen, die beispielsweise nachhaltigere Shampoo-Flaschen, Öl-Kanister oder Abdeckplanen herstellen wollen, ist es oft schwer, die passenden Materialien zu finden – und diese noch dazu langfristig und in gleichbleibender Qualität zu beziehen.
Hier setzt die Plattformtechnologie von plastship an. Sie beinhaltet mehr als 3.000 Materialdatensätze, die sich über eine Suchfunktion nach Kategorien wie Einsatzgebiet, Farbe, Geruch, Fließfähigkeit und verfügbare Menge filtern lassen. Ein weiterer Pluspunkt: Durch die zentrale Verarbeitung der Daten lassen sich Stoffströme komplett zurückverfolgen. Der Käufer eines Rezyklats weiß also genau, wo sein Material herkommt.
Analyse im Labor
Um sicherzugehen, dass alle Angaben zu den vermarkteten Rezyklaten korrekt und verlässlich sind, unterzieht plastship jedes Material zunächst einer intensiven Prüfung: Wie sieht es aus? Ist es frei von Staub und anderen Fremdstoffen? Wie gut schmilzt und wie riecht es? Die Tests finden im Labor am eigenen Standort statt. Ein Alleinstellungsmerkmal ist dabei die Geruchsbestimmung in einem Gerät, über das deutschlandweit PlastCert, eine Abteilung der Mutterfirma RIGK, verfügt.
Ziel ist es, mithilfe präziser Analysen und umfangreicher Datenerfassungen dafür zu sorgen, dass so viele Kunststoffabfälle wie möglich ihren Weg in neue Anwendungen finden.
Studie:
Rezyklate und ihr Potenzial
Um das Potenzial von Rezyklaten für verschiedene Branchen aufzuzeigen, hat plastship zusammen mit dem Kunststoffzentrum SKZ und 33 europäischen Recyclingunternehmen eine Studie durchgeführt. Die Daten stammen aus dem Jahr 2022, veröffentlicht wurde die Studie 2023. Die Ergebnisse zeigen: Mit den richtigen Stellschrauben könnte der Anteil an recycelten Materialien von der Verpackungsindustrie über das Bauwesen, die Elektro- und die Automobilbranche bis hin zur Landwirtschaft gesteigert und so eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft vorangetrieben werden.
Mit KI in Richtung Kreislaufwirtschaft
Bei der Bewertung und Einordnung von Rezyklaten setzt plastship auf die Kombination aus klassischen Labortests und künstlicher Intelligenz. Die Grundlage bilden dabei mehr als 3.000 Datensätze, anhand derer Rückschlüsse auf Qualität, Herkunft und Einsatzmöglichkeiten des jeweiligen Materials gezogen werden können. So entsteht eine umfassende Datenbank, in der Rezyklate klassifiziert und Kunststoffe schnell und nachhaltig zurück in den Kreislauf gebracht werden können.

1. Prüfung der technischen Eigenschaften
Wesentlicher Bestandteil der Datensätze von plastship sind die technischen Eigenschaften der geprüften Rezyklate. Dafür fließen die Ergebnisse zur Messung von Schmelzfluss, Dichte, Feuchtigkeit, Aschegehalt und Schlagversuchen in die KI-Modelle ein. Um die Labortest kümmert sich PlastCert unter dem Dach der Mutterfirma RIGK.

2. Prüfung der optischen Eigenschaften
Bei der Prüfung der optischen Eigenschaften der eingehenden Rezyklate arbeitet plastship mit RAM zusammen, einem Unternehmen, das sich auf die Qualitätsoptimierung von industriellen Standards spezialisiert hat. Defekte werden automatisiert ausgezählt, darüber hinaus fließen präzise Informationen zur Lichtdurchlässigkeit in die plastship-Datenbank ein.

3. Prüfung der Zusammensetzung von Polymeren
Um das Recyclingpotenzial der eingehenden Proben zu ermitteln und die entsprechenden Daten der KI zur Verfügung zu stellen, bestimmt plastship die genaue Zusammensetzung eines jeden Kunststoffs – inklusive Schwermetallanalyse per Röntgenstrahl. Partner bei dieser Aufgabe ist die niederländische Firma Veridis.
Weiterdenken
Mit der Expertise, die plastship beim Aufbau der Rezyklat-Plattform gewonnen hat, stellt sich das Unternehmen zusätzlich als Partner für den Einsatz von Kunststoff in der Kreislaufwirtschaft auf.
So werden Verpackungshersteller und Marken bei der Auswahl der richtigen Materialien, bei Fragen zu regulatorischen Anforderungen und bei der Zertifizierung unterstützt. So sollen die Weichen gestellt werden für Produkte, die von Anfang an auf eine effiziente Wiederverwendung ausgerichtet sind.
Innovation fördern
Das Projekt KISS – KI-basierte Qualifizierung, Steuerung und Optimierung von Stoffströmen zur Schließung regionaler Ressourcenkreisläufe – erfährt derzeit eine Förderung des Landes. Darüber hinaus ist das Unternehmen Teil von Förderprojekten des Kunststoffzentrums.Suchen auch Sie nach einer finanziellen Unterstützung für Ihre Innovation? Informieren Sie sich direkt hier!

Der Gründer im Interview
Interview mit dem Gründer und Geschäftsführer zu den gesamtgesellschaftlichen Vorteilen der Innovation und zu den positiven Aspekten von Kunststoff
1. Plastik hat allgemein einen eher schlechten Ruf? Was fasziniert Sie an diesem Material?
Andreas Bastian: Kunststoffe werden häufig pauschal als problematisches Material betrachtet, obwohl sie aufgrund ihrer Vielseitigkeit, Ressourceneffizienz und Anwendungsbreite für moderne Gesellschaften unverzichtbar sind. Das Problem liegt meist nicht im Werkstoff selbst, sondern im unzureichenden Management von Stoffströmen und im linearen Wirtschaftssystem. Unser Wunsch ist ein gesellschaftliches Umdenken: weg von der einseitigen Bewertung hin zu einer differenzierten Sicht, die Kunststoffe als wertvolle, kreislauffähige Ressource versteht.
»Kunststoff kann so Teil der Lösung für Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit werden.«
2. Inwiefern rückt Ihre Innovation Plastik in ein neues Licht?
Wir sorgen dafür, dass Kunststoff effizient verwertet und wiederverwendet werden kann. Dadurch machen wir geschlossene Stoffkreisläufe möglich. Kunststoff kann so Teil der Lösung für Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit werden. Wie gesagt: Plastik selbst ist nicht das Problem.
3. Welche Vorteile hat das für unsere Gesellschaft?
Wenn wir Kunststoffe länger im Kreislauf halten und hochwertige Rezyklate für verschiedene Industrien verfügbar machen, fördert das die klimaneutrale und nachhaltige Wirtschaftsweise insgesamt: Der Einsatz von Primärressourcen und CO₂-Emissionen sinkt. Außerdem stärken wir Unternehmen in ihrer Wirtschaftlichkeit, weil ihnen mit gleichbleibend hochwertigen Rezyklaten stabile Rohstoffquellen zur Verfügung stehen. Mithilfe von digitalen Technologien und KI machen wir zudem die Stoffströme nachvollziehbar – das sorgt für Transparenz und stärkt als sozialen Aspekt die Zusammenarbeit der Kunststoff verarbeitenden Branchen.
»Plastik selbst ist nicht das Problem. Unser Wunsch ist ein gesellschaftliches Umdenken: hin zu einer differenzierten Sicht, die Kunststoffe als wertvolle, kreislauffähige Ressource versteht.«
Andreas Bastian, Gründer
Bedarf an recyceltem Kunststoff steigt
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