Next Level
Cell Therapy:
Zellkulturen nachhaltig
züchten
Das Start-up Green Elephant Biotech aus Gießen hebt die Kultivierung von anwachsenden Zellen, wie etwa Stammzellen, auf ein neues Level. Die neuartig gestalteten und in 3D gedruckten Laborgefäße aus Pflanzenstärke reduzieren nicht nur den CO2-Fußabdruck in der Produktion. Sie sorgen auch dafür, dass vielversprechende Therapien gegen Krebs, Diabetes oder Alzheimer für mehr Menschen zugänglich werden.

Place to be for stem cells:
So funktioniert die Innovation
In der modernen Medizin spielen Stammzellen eine immer bedeutendere Rolle. Zellen, die im Labor vermehrt werden, ermöglichen neue Therapieansätze für Patienten und Patientinnen mit Krankheiten wie Krebs, Diabetes, Parkinson oder Herzinsuffizienz und können sogar die Heilung von Erbkrankheiten vorantreiben. Der Knackpunkt wie so oft: die Kosten – für die Prozesse, aber auch bei der Hardware. Die Firma Green Elephant aus Gießen hat die Zellkulturflasche „CellScrew” entwickelt, mit der sich im Labor Platz und Zeit sparen lassen – und die zudem nachhaltig produziert wird.
Zum Hintergrund: Um mit Zellkulturen aus dem Labor eine industrielle Größenordnung zu erreichen – und damit mehr Patientinnen und Patienten helfen zu können – braucht es teils riesige Oberflächen. Bei der herkömmlichen Vorgehensweise wird eine Vielzahl von rechteckigen beziehungsweise T-förmigen Gefäßen einzeln verwendet oder es kommen bereits gestapelte Systeme, sogenannte „Stacks” zum Einsatz. Haben die Zellkulturen eine gewisse Größe erreicht, müssen sie aufwändig in ein anderes System verlagert werden, etwa in einen Bioreaktor. Dabei ändern sich die Wachstumsbedingungen für die Zellen und Prozesse müssen angepasst werden.
Anders bei den Gefäßen von Green Elephant. Durch die zylindrische Form schaffen die Erfinder per se eine kompakte, aber dennoch große Kultivierungsfläche. Darüber hinaus haben die Flaschen ein innovatives Innenleben, in dem eine archimedische Schraube die Zellen gleichmäßig mit Nährstoffen versorgt. Fun Fact: Die Idee dazu kam Co-Gründer Dr. Joel Eichmann, als er mit seiner Nichte auf einem Kinderspielplatz war. Neben dem Vollzeitjob bei einem Arzneimittelhersteller entwickelte er erste Prototypen, nahm an Wettbewerben wie dem Hessischen Gründerpreis teil und gründete Ende 2021 zusammen mit Felix Wollenhaupt eine eigene Firma. Ein Jahr später kam das erste Produkt auf den Markt – ein Meilenstein, wie die Unternehmer sagen, auf ihrem Weg „etwas zu entwickeln, das wirklich gebraucht wird.“
Neue Wege schlagen die Macher auch bei der Produktion ihrer „CellScrew“ ein: Diese entsteht nicht wie üblich im Spritzgussverfahren, sondern kommt aus dem 3D-Drucker. Als Material dient Polymilchsäure (PLA) – ein Polymer, das aus der Fermentierung zum Beispiel von Mais oder Zuckerrohr entsteht.
»Wir wollten etwas entwickeln, das wirklich gebraucht wird.«
Nachhaltigkeit im Fokus
Dr. Joel Eichmann
Medizintechnik nachhaltig gestalten

Nachhaltigkeit im Fokus /
Das Material
Biokompatibel, nicht-zelltoxisch, vergleichbar chemikalienresistent: PLA (Polymilchsäure) eignet sich sehr gut für die Kultivierung von Zellen und für den Einsatz in der Biotechnologie. Gewonnen aus Mais oder Zuckerrohr trägt das Material zum schonenden Umgang mit Ressourcen und zum Schutz des Klimas bei.

Nachhaltigkeit im Fokus /
Die Produktion
Die Zellkulturflaschen von Green Elephant kommen aus dem 3D-Drucker. Diese Herstellungsweise ist wesentlich präziserer als das herkömmliche Spritzgussverfahren. Weil das Verschweißen einzelner Komponenten hinfällig wird, entstehen weniger undichte Stellen und die Zellen sind insgesamt besser vor Kontamination geschützt. Zudem können 80 Prozent an Material eingespart werden.

Nachhaltigkeit im Fokus /
Die Menge
Die komplexe Struktur der CellScrew mit der Kombination aus der großen Wachstumsoberfläche für Zellen bei gleichzeitig kompakter Größe des Produkts macht einen effizienten Einsatz im Labor möglich: Insgesamt sind weniger Flaschen nötig, das führt nicht nur zu Einsparungen beim Ursprungsmaterial, sondern schont auch den Platz im Labor und sorgt für eine bessere CO2-Bilanz in der Lieferkette.
Dr. Joel Eichmann, Co-Gründer
Medizin der Zukunft ermöglichen
Die Vision der Gründer
Dr. Joel Eichmann und Felix Wollenhaupt sind bereit, das bestehende System zu hinterfragen: „Während die Fortschritte in der Medizin immer bessere Heilungschancen bringen, verschlechtert sich die tatsächliche Rate an profitierenden Patientinnen und Patienten, da neue Therapien oft nicht profitabel sind und daher nur sehr vermögenden Personen zur Verfügung stehen“, kritisieren die beiden Gründer. Sie sind überzeugt: Mit ihrer Innovation besteht eine reelle Möglichkeit, die Kosten für Therapien effizient zu senken und diese damit allen Menschen zugänglich zu machen. Denn sie bringt neue Komponenten in die industrielle Herstellung von Zellen für Zell- und Gentherapien, ohne dabei intensive Veränderungen etablierter Prozesse zu erzwingen. „Unser großes Ziel ist die Gleichbehandlung aller Patientinnen und Patienten“, so Joel Eichmann und Felix Wollenhaupt.
»Unser großes Ziel ist die Gleichbehandlung aller Patientinnen und Patienten.«
Weiterdenken
Der Fokus von Green Elephant auf Nachhaltigkeit geht weit über die eigene Prozesskette hinaus und ist für eine ganze Branche relevant.
Das zeigt ein spannender Nebeneffekt: Nach dem Marktstart der CellScrew interessierten sich auch viele andere Unternehmen für die Expertise, die das Team während der Innovationsentwicklung im 3D-Druck und bei der Verarbeitung des biobasierten Materials PLA aufgebaut hatte. So entstand aus einem Vorgehen, das eigentlich nur für die eigenen Produkte gedacht war, ein Angebot auch für externe Kunden, die sich mehr Nachhaltigkeit für ihre Produkte im Labor und in der Bioprozesstechnik wünschen. Dieser Bedarf habe sie überrascht, aber auch gezeigt, wie groß das Interesse an alternativen Materialien und klimafreundlicher Produktion inzwischen sei, sagen die Macher. Unter dem Dach von Green Elephant bieten sie schon jetzt Mikrotiterplatten mit einem 50 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck als bei vergleichbaren Produkten an.

Innovation fördern
Green Elephant ist vor allem durch Wagniskapitalgeber finanziert, darunter die Beteiligungs-Managementgestellschaft Hessen (BMH), verschiedene Business Angels sowie das Unternehmen Bürkert Fluid Control Systems als strategischer Investor. Darüber hinaus unterstützen das push-Stipendium des Landes Hessen sowie die ESA die Entwicklungsarbeit.Suchen auch Sie nach einer finanziellen Unterstützung für Ihre Innovation?
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35394 Gießen
info@greenebt.com
www.greenelephantbiotech.com
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