Carbon Black Circle:
Recycling-Revolution für grünen Kohlenstoff
curenergy aus Viernheim hat einen Recycling-Prozess entwickelt, der mithilfe von Hochtemperatur-Pyrolyse Rohstoffe in besonders hoher Reinheit generiert. Zudem entsteht ein wasserstoffhaltiges Gas, das sich direkt in nachhaltige Energie umwandeln lässt – zum Beispiel in der Reifenindustrie.
Kohlenstoff im Kreislauf halten:
So funktioniert die Technologie
* ohne Berücksichtigung von Credits – also ohne Anrechnung von CO₂-Zertifikaten oder Kompensationsmaßnahmen

Vorteil /
Flexibilität beim Infeed
Die große Herausforderung beim Recycling ist die Vielfalt der Abfälle. Der innovative Prozess von curenergy eignet sich grundsätzlich für alle hochkalorischen Abfälle, die sich nicht mechanisch trennen und wiederverwerten lassen. Altgummi, nicht-sortenreine Kunststoffe, Glasfaser- sowie carbonfaserverstärkter Kunststoff (GFK und CFK) oder Schredder-Leichtfraktion und weitere hochkalorische Abfälle, für die es bisher noch keine ökologischen Entsorgungsverfahren gibt. Metallkomponenten, wie sie etwa in Autoreifen vorkommen, stören dabei nicht. Auf der Haben-Seite stehen am Ende des Prozesses immer ein reines Carbon Black sowie ein wasserstoffreiches Reaktionsgas.

Vorteil /
Industrie-Anbindung ohne Risiko
curenergy bietet seine Innovation als Service-Modell an – „Recycling as a Service“. Das heißt: Die komplette Anlage bleibt im Besitz von curenergy und wird auch von deren Team betrieben. Stehen soll sie auf oder angrenzend zu dem Produktionsgelände künftiger Kunden – etwa bei einem Reifenhersteller. Die dafür nötige Fläche von mindestens 3.000 Quadratmetern will curenergy mieten oder kaufen. Bei einer Vollintegration stellt der Kunde lediglich den Infeed (Rohstoff-Einspeisung) zur Verfügung und nimmt über langfristige Lieferverträge die Rohstoffe und Energien aus dem Prozess ab. In den meisten Fällen kommt es zu einer Teilintegration, in der der Kunde nur in Teilen die Produkte abnimmt oder den Infeed liefert. Kunden verbessern durch dieses Modell nicht nur die CO2-Bilanz, sie machen sich zudem geopolitisch unabhängig.

Vorteil /
100-prozentige Wiederverwertung
Neben Carbon Black lassen sich mittels Hochtemperatur-Pyrolyse je nach Eingangsmaterial weitere Rohstoffe extrahieren wie Stahlfäden oder Glasfasern. Diese fließen im vorgesehenen Prozess ebenfalls zurück in den Kreislauf. Stahlfasern können in Stahlwerken wieder eingeschmolzen werden als Basis für neue Produkte und Glasfasern können ebenfalls wieder in Glaswerken eingeschmolzen werden oder direkt erneut in GFK-Produkten, etwa in Rotorblättern von Windrädern oder im Flugzeugbau, eingesetzt werden.
Die Vision der Gründer
Noch hat curenergy keine Anlage in Betrieb, eine Produktionsanlage ist in Planung. Aber die Gründer glauben fest an die Zukunftsfähigkeit ihrer Innovation.
Nicht umsonst haben sie nach erfolgversprechenden Tests, Produkt- und Carbon-Footprint-Analysen eigens in die Gründung einer GmbH investiert und wenden einen Großteil ihrer Zeit dafür auf, die Vision voranzutreiben. In den nächsten Monaten soll der Pilot mit einem ersten Kunden an den Start gehen. „Wir glauben daran, dass sich Nachhaltigkeit auch ökonomisch rechnet“, sagt Dr. Wilhelm Otten, Chief Technology Officer des Unternehmens. Gerade in einem rohstoffarmen Land wie Deutschland sei eine funktionierende Kreislaufwirtschaft — auch im Industrie-Kontext — ein Muss: „Wir müssen den Kohlenstoff im Kreislauf halten, wenn wir klimaneutral werden wollen.“
Dr. Wilhelm Otten, CTO
Funktionierende Kreislaufwirtschaft ist ein Muss
Gegründet wurde curenergy 2023. Dass es ein so langer Weg bis zur Realisierung der ersten Anlage werden würde – damit habe man selbst nicht gerechnet, gibt CEO Karl Görtz zu. „Aber wenn man mit großen Firmen arbeitet, sind die Entscheidungswege sehr lang. Die gesamten Regularien und Vorgehensweisen in Bezug auf Chemikalien-Kennzeichnungen und Nachhaltigkeit erfordern eine aufwändige Prüfung.“ Darüber hinaus ist gerade für die Hersteller von Autoreifen eine Qualitätssicherung des zu verarbeitenden Carbon Blacks enorm wichtig und kann teilweise länger als fünf Jahre dauern. „Ruß ist nicht gleich Ruß, aber unserer ist wirklich gut“, lacht Karl Görtz. Bestätigt wurde das von mehreren unabhängigen Instituten und Freigaben nach erfolgreichen In-rubber Tests bei Kunden. Darüber hinaus auditierte der TÜV Rheinland die gesamte Prozesskette.
»Ruß ist nicht gleich Ruß, aber unserer ist wirklich gut.«

Mit seiner Tochter Ricarda holte Karl Görtz eine seiner engsten Vertrauten mit in das Projekt.
Als Chief Operating Officer kümmert sie sich um die Beziehungen mit möglichen Kunden. „Zunächst möchten wir uns auf die Verwertung von Gummi konzentrieren“, sagt die 34-Jährige. Besonders die Reifenindustrie ist interessant, da ein Recycling hier bisher nur bedingt als Granulat stattfindet. Die stoffliche Nutzung, zum Beispiel als Sportplatzbelag oder Fallschutz sowie die thermische Nutzung als Ersatzbrennstoff sind üblich, aber nicht ausreichend ökologisch. „Mit unserem neuen Verfahren ist ein vollständiges Recycling von Altreifen möglich.“
Bisher haben die zwei Gründer Karl Görtz und Dr. Wilhelm Otten sowie die Gründerin Ricarda Görtz die Entwicklung ihrer Prozesskette sowie Tests auf der Prototypenanlage und den Prototypenbau von Teilen der Prozesskette aus eigenen Mitteln gestemmt. Auf wissenschaftlicher Seite gab es eine Zusammenarbeit mit der FH Aachen zur Qualitätsuntersuchung des gewonnenen recovered Carbon Black. Durch die weitreichenden Gespräche mit einem Interessenten aus der Gummiindustrie für die Pilotanlage fand man einen strategischen Investor. Die Beantragung internationaler Fördermittel ist geplant.
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Think Big: Wirkung über Branchengrenzen hinweg
Einmal etabliert, könnte die Innovation indes auch in anderen Bereichen große Wirkung haben:
- 900.000 Tonnen Elektronikschrott
- 100.000 Tonnen Textilien mit Polyesteranteil
- 20.000 Tonnen Rotorblätter von Windenergieanlagen
führen in Deutschland jedes Jahr zu riesigen Müllbergen. Mithilfe neuer Recycling-Prozesse könnten sie reduziert und – so die Utopie einer hundertprozentigen Kreislaufwirtschaft – sogar ganz vermieden werden. „Gerade bei den Windrädern werden enorme und vulominöse Abfallströme auf uns zu kommen“, sagt Ricarda Görtz. Solchen kritischen Szenarien mit den eigenen Anlagen etwas entgegenzusetzen, ist ihr Wunsch.
68519 Viernheim
info@curenergy.de
www.curenergy.de
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