Intro
curenergy Story

Carbon Black Circle:
Recycling-Revolution für grünen Kohlenstoff

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curenergy aus Viernheim hat einen Recycling-Prozess entwickelt, der mithilfe von Hochtemperatur-Pyrolyse Rohstoffe in besonders hoher Reinheit generiert. Zudem entsteht ein wasser­stoff­haltiges Gas, das sich direkt in nachhaltige Energie umwandeln lässt – zum Beispiel in der Reifen­industrie.

Kreislaufwirtschaft

Kohlenstoff im Kreislauf halten:
So funktioniert die Technologie

1/ Die Ausgangslage

In Deutschland fallen jedes Jahr 600 Tausend Tonnen alte Autoreifen an. Etwa ein Drittel davon wird verbrannt — ihre Entsorgung generiert mehrere 100 Tausend Tonnen CO2. Das muss nicht sein, finden die Gründer von curenergy. Sie haben einen Prozess entwickelt, der alle Bestandteile alter Autoreifen im Kreislauf halten soll.

2/ Zerkleinerung in eigenen Anlagen

Zunächst werden dafür die Altreifen grob zerkleinert. curenergy ist als Projekt aus der Firma MOCO Shredder entstanden und integriert so die gewachsene Expertise als Anlagenbauer in den innovativen Recycling-Prozess.

3/ Die Hochtemperatur-Pyrolyse

Im nächsten Schritt kommen die zerkleinerten Reifen zur Pyrolyse in einen Hoch­temperatur­ofen. Bei diesem chemischen Verfahren werden die Reifenteile thermisch gespalten und zersetzt. Der Vorteil: Weil curenergy den Pyrolyse-Ofen elektrisch beheizt, können Temperaturen von über 1000 Grad Celsius erreicht werden. Zum Vergleich: Die klassische Pyrolyse findet bei etwa 400 bis 700 Grad Celsius statt.

4/ Produkt 1:
wasserstoff­haltiges Gas

Die hohe Temperatur im Ofen sorgt dafür, dass statt wie bei der herkömmlichen Pyrolyse kein Pyrolyse-Öl, sondern ausschließlich ein hochreines, wasserstoff­haltiges Reaktionsgas entsteht. Das Reaktionsgas besteht zu 75 Vol.-% aus Wasserstoff, der aus dem Reaktionsgas abgetrennt werden kann. Dieses Gas kann direkt in den Kreislauf zurück­fließen, etwa als Rohstoff für weitere chemische Prozesse oder zur Erzeugung von Energie. Aus einem Megawatt Elektro­strom lassen sich so 3,5 Megawatt thermische Energie gewinnen.

5/ Produkt 2:
recovered Carbon Black

Ein weiteres wertvolles Produkt, das aus dem curenergy-Prozess gewonnen wird, ist ein besonders reines recovered Carbon Black, kurz rCB: eine nachhaltige Alternative zu Virgin Carbon Black, auch Industrieruß genannt. Virgin Carbon Black entsteht durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe, also aus Öl und Gas. Allein die Reifen­industrie in der EU verbraucht jährlich 1,8 Millionen Tonnen Virgin Carbon Black. Die Hoch­temperatur-Pyrolyse setzt die gesamte Organik eines Reifens in recovered Carbon Black um — sodass nach dem Vorgang davon sogar mehr zur Verfügung steht als ursprünglich im Produkt enthalten war. 

6/ Rückführung in den Kreislauf

Nach der Abtrennung von weiteren Rohstoffen wie Stahlfäden aus dem Feststoff­austrag ist der zersetzte Reifen nach dem Prozess bereit für eine neuen Runde: Das gewonnene rCB und die Energie aus dem Reaktionsgas reichen etwa für die Herstellung von zwei neuen Reifen. Der Kohlenstoff­kreislauf schließt sich und der Product Carbon Footprint des Ursprungs-Reifens sinkt um mehr als 90 Prozent. 

90
%
weniger CO2-Austoß für rCB im Vergleich zur fossilen Herstellung*

 

* ohne Berücksichtigung von Credits – also ohne Anrechnung von CO₂-Zertifikaten oder Kompensationsmaßnahmen

Curenergy – Zerkleinern
Die Zerkleinerung von Altreifen und anderen Abfällen in den eigenen Maschinen ist Teil der innovativen Prozesskette.
Curenergy – Zerkleinern Close-Up
Entstanden aus der Firma MOCO Shredder verfügt curenergy über Expertise in der Zerkleinerung unterschiedlichster Abfälle.
Curenergy – Zerkleinern Close-Up 2
Der Fokus der Innovation liegt zunächst auf der Aufbereitung von Altreifen, Förderbändern und Gummiabfällen, der Prozess eignet sich jedoch für diverse hochkalorische Abfallströme.
Curenergy – Pyrolyse-Ofen
Nach dem Schreddern kommt das gesamte Alt-Produkt in einen elektrisch beheizten Pyrolyse-Ofen.
Curenergy – Gläser Recovered Carbon Black
Aus zerkleinerten Altreifen entsteht, neben einem wasserstoffhaltigen Reaktionsgas, ein reines recovered Carbon Black.
Vorteile der Technologie

Vorteil /
Flexibilität beim Infeed

Die große Herausforderung beim Recycling ist die Vielfalt der Abfälle. Der innovative Prozess von curenergy eignet sich grund­sätzlich für alle hoch­kalorischen Abfälle, die sich nicht mechanisch trennen und wieder­verwerten lassen. Altgummi, nicht-sortenreine Kunststoffe, Glasfaser- sowie carbonfaser­verstärkter Kunststoff (GFK und CFK) oder Schredder-Leichtfraktion und weitere hochkalorische Abfälle, für die es bisher noch keine ökologischen Entsorgungs­verfahren gibt. Metall­komponenten, wie sie etwa in Autoreifen vorkommen, stören dabei nicht. Auf der Haben-Seite stehen am Ende des Prozesses immer ein reines Carbon Black sowie ein wasserstoff­reiches Reaktionsgas

Vorteil /
Industrie-Anbindung ohne Risiko

curenergy bietet seine Innovation als Service-Modell an – „Recycling as a Service“. Das heißt: Die komplette Anlage bleibt im Besitz von curenergy und wird auch von deren Team betrieben. Stehen soll sie auf oder angrenzend zu dem Produktions­gelände künftiger Kunden – etwa bei einem Reifen­hersteller. Die dafür nötige Fläche von mindestens 3.000 Quadrat­metern will curenergy mieten oder kaufen. Bei einer Vollintegration stellt der Kunde lediglich den Infeed (Rohstoff-Einspeisung) zur Verfügung und nimmt über langfristige Liefer­verträge die Rohstoffe und Energien aus dem Prozess ab. In den meisten Fällen kommt es zu einer Teil­integration, in der der Kunde nur in Teilen die Produkte abnimmt oder den Infeed liefert. Kunden verbessern durch dieses Modell nicht nur die CO2-Bilanz, sie machen sich zudem geopolitisch unabhängig

Vorteil /
100-prozentige Wiederverwertung

Neben Carbon Black lassen sich mittels Hochtemperatur-Pyrolyse je nach Eingangs­material weitere Rohstoffe extrahieren wie Stahlfäden oder Glasfasern. Diese fließen im vorgesehenen Prozess ebenfalls zurück in den Kreislauf. Stahlfasern können in Stahlwerken wieder eingeschmolzen werden als Basis für neue Produkte und Glasfasern können ebenfalls wieder in Glaswerken eingeschmolzen werden oder direkt erneut in GFK-Produkten, etwa in Rotor­blättern von Windrädern oder im Flugzeugbau, eingesetzt werden.

Curenergy – Prototyp
COO Ricarda Görtz und CTO Dr. Wilhelm Otten: Fachsimpeln am Prototypen
Curenergy – Reines Recovered Carbon Black
Zielprodukt ist ein besonders reines recovered Carbon Black (rCB).
Vision der Gründer

Die Vision der Gründer

Noch hat curenergy keine Anlage in Betrieb, eine Produktions­anlage ist in Planung. Aber die Gründer glauben fest an die Zukunfts­fähigkeit ihrer Innovation.

Nicht umsonst haben sie nach erfolg­versprechenden Tests, Produkt- und Carbon-Footprint-Analysen eigens in die Gründung einer GmbH investiert und wenden einen Großteil ihrer Zeit dafür auf, die Vision voranzutreiben. In den nächsten Monaten soll der Pilot mit einem ersten Kunden an den Start gehen. „Wir glauben daran, dass sich Nachhaltigkeit auch ökonomisch rechnet“, sagt Dr. Wilhelm Otten, Chief Technology Officer des Unternehmens. Gerade in einem rohstoff­armen Land wie Deutschland sei eine funktionierende Kreislauf­wirtschaft — auch im Industrie-Kontext — ein Muss: „Wir müssen den Kohlenstoff im Kreislauf halten, wenn wir klimaneutral werden wollen.“

Dr. Wilhelm Otten, CTO
Funktionierende Kreislaufwirtschaft ist ein Muss

Gegründet wurde curenergy 2023. Dass es ein so langer Weg bis zur Realisierung der ersten Anlage werden würde – damit habe man selbst nicht gerechnet, gibt CEO Karl Görtz zu. „Aber wenn man mit großen Firmen arbeitet, sind die Entscheidungs­wege sehr lang. Die gesamten Regularien und Vorgehens­weisen in Bezug auf Chemikalien-Kennzeichnungen und Nachhaltigkeit erfordern eine aufwändige Prüfung.“ Darüber hinaus ist gerade für die Hersteller von Autoreifen eine Qualitäts­sicherung des zu verarbeitenden Carbon Blacks enorm wichtig und kann teilweise länger als fünf Jahre dauern. „Ruß ist nicht gleich Ruß, aber unserer ist wirklich gut“, lacht Karl Görtz. Bestätigt wurde das von mehreren unabhängigen Instituten und Freigaben nach erfolgreichen In-rubber Tests bei Kunden. Darüber hinaus auditierte der TÜV Rheinland die gesamte Prozesskette.

»Ruß ist nicht gleich Ruß, aber unserer ist wirklich gut.«

Karl Görtz
CEO bei curenergy
Curenergy – Portrait Ricarda Görtz

»Mit unserem Prozess wollen wir eine umweltfreundliche Lösung für kritische Abfallströme bieten, für die es noch keine wirklich nachhaltigen Recycling-Methoden gibt.«

Ricarda Görtz
COO bei curenergy

Mit seiner Tochter Ricarda holte Karl Görtz eine seiner engsten Vertrauten mit in das Projekt.

Als Chief Operating Officer kümmert sie sich um die Beziehungen mit möglichen Kunden. „Zunächst möchten wir uns auf die Verwertung von Gummi konzentrieren“, sagt die 34-Jährige. Besonders die Reifen­industrie ist interessant, da ein Recycling hier bisher nur bedingt als Granulat statt­findet. Die stoffliche Nutzung, zum Beispiel als Sportplatz­belag oder Fallschutz sowie die thermische Nutzung als Ersatz­brennstoff sind üblich, aber nicht ausreichend ökologisch. „Mit unserem neuen Verfahren ist ein vollständiges Recycling von Altreifen möglich.“

Bisher haben die zwei Gründer Karl Görtz und Dr. Wilhelm Otten sowie die Gründerin Ricarda Görtz die Entwicklung ihrer Prozess­kette sowie Tests auf der Proto­typen­­anlage und den Proto­typenbau von Teilen der Prozesskette aus eigenen Mitteln gestemmt. Auf wissenschaftlicher Seite gab es eine Zusammen­arbeit mit der FH Aachen zur Qualitäts­untersuchung des gewonnenen recovered Carbon Black. Durch die weit­reichenden Gespräche mit einem Interessenten aus der Gummi­industrie für die Pilotanlage fand man einen strategischen Investor. Die Beantragung inter­nationaler Fördermittel ist geplant.

Innovation fördern

Innovation fördern

Mit der F&E-Förderung unterstützt das Land Hessen mittel­­ständische Unter­nehmen sowie Small Mid-Caps aller Branchen bei innovativen Forschungs- und Entwicklungs­­vorhaben. Auf Bundesebene ist für klima­­freundliche Innovationen die BIK-Förderung interessant.

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Curenergy – zerkleinerte Reste
900
kt
Elektronikschrott führen in Deutschland jedes Jahr zu riesigen Müllbergen

Think Big: Wirkung über Branchen­grenzen hinweg

Einmal etabliert, könnte die Innovation indes auch in anderen Bereichen große Wirkung haben: 

  • 900.000 Tonnen Elektronikschrott
  • 100.000 Tonnen Textilien mit Polyesteranteil
  • 20.000 Tonnen Rotorblätter von Wind­energieanlagen

führen in Deutschland jedes Jahr zu riesigen Müllbergen. Mithilfe neuer Recycling-Prozesse könnten sie reduziert und – so die Utopie einer hundert­prozentigen Kreislauf­wirtschaft – sogar ganz vermieden werden. „Gerade bei den Windrädern werden enorme und vulominöse Abfall­ströme auf uns zu kommen“, sagt Ricarda Görtz. Solchen kritischen Szenarien mit den eigenen Anlagen etwas entgegen­zusetzen, ist ihr Wunsch. 

Curenergy – Portrait Gründerteam
Von links: Die curenergy-Gründer Dr. Wilhelm Otten, Ricarda Görtz und Karl Görtz...
Curenergy – Gründerteam Kreislaufwirtschaft
... treiben die Kreislaufwirtschaft vom hessischen Viernheim aus voran.
curenergy GmbH
Großer Stellweg 19
68519 Viernheim
+49 6204 968 550
info@curenergy.de
www.curenergy.de
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  • 18.11.–21.11.
    formnext 2025 - Hessischer Gemeinschaftsstand

    Besuchen Sie uns am Hessischen Gemeinschaftsstand (Halle 12.0, Stand D39) auf der formnext 2025, der internationalen Leitmesse für 3D-Druck und Additive Fertigung.

  • Abschlussbericht Materials for the European Green Deal
    PDF, 7.31 MB
  • 18.11.–20.11.
    Space Tech Expo Europe B2B Matchmaking 2025

    B2B Event auf der Space Tech Expo Europe 2025 in Bremen und online – Der größten Fachmesse für Raumfahrttechnologie.

  • F&E-Förderung

    Technologieförderung für den Mittelstand

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