Data Deal:
KI verstehen und nachhaltig umsetzen
Die B+T Unternehmensgruppe ist Vorreiter bei der Digitalisierung in der Oberflächentechnik. Mit einer eigenen KI optimieren die Hüttenberger interne Prozesse, schonen den Verbrauch von Ressourcen und sorgen für eine schnelle Ermittlung des CO₂-Fußabdrucks. Davon profitieren Kunden wie Automobilzulieferer und Anbieter von Medizintechnik.
Vom Datengeber zur eigenen KI: Implementierung künstlicher Intelligenz
Wenn in der Oberflächentechnik Aufträge auf ihre Machbarkeit geprüft werden, gehen damit in der Regel aufwändige Prüfungs- und Bewertungsaufgaben einher. Die Einschätzung erfolgt auf Basis von vorhandenen Berechnungen und viel persönlicher Erfahrung, damit ist sie zeitintensiv und potenziell fehleranfällig. Künstliche Intelligenz ist in diesem Zusammenhang eine große Chance, das hat die B+T Unternehmensgruppe früh erkannt. In verschiedenen Forschungsprojekten zu KI in der Oberflächentechnik war sie bereits Datengeber und profitierte von den Ergebnissen. 2024 entschied die Geschäftsführung, eine eigene KI auf den firmeninternen Servern zu etablieren. Vorteile ergaben sich dadurch nicht nur ökonomisch, sondern auch in puncto Nachhaltigkeit.

Vorteil 01
Sichere Machbarkeitsbewertung
Die KI verknüpft Prozessdaten, Kunden-Normen und interne Anforderungen an technische Abläufe. Sie ist in der Lage, Chancen und Risiken eines Auftrags zu analysieren und eine Einschätzung über den Zeit- und Qualitätsrahmen zu geben. Der Vorteil: Durch die automatisiert erhobenen Daten können Entscheidungen fundierter getroffen und Kundenanfragen schneller beantwortet werden. Planbarkeit und Prozesssicherheit der gesamten Dienstleistung verbessern sich. Die gesamten KPI fließen automatisiert in die KI für das Management-Review ein. Hierbei profitiert B+T durch eine erhebliche Zeitersparnis.

Vorteil 02
Ressourceneinsparung
Durch die Erfassung von Prozessdaten in Echtzeit werden Auffälligkeiten, Störungen und Fehler in den Anlagen systematisch dokumentiert und als Einflussfaktoren auf den Materialeinsatz bewertet. Dadurch begegnet B+T einem typischen Problem aus der Galvanik: der Verschleppung von Chemikalien aus den Beschichtungswannen, die bisher nur schwer zu quantifizieren war. Mit Erfolg: Mithilfe von KI sank der Material- und Chemikalienverbrauch bereits im Schnitt um 2,5 bis 3 Prozent.

Vorteil 03
Bessere Bestimmung des CO₂-Fußabdrucks
Erste Untersuchungen zeigen, dass die KI durch die Analyse von Verbrauchsdaten, Produktparametern und Störungen in der Lage ist, einfache Handlungsempfehlungen zur Reduktion des CO₂-Ausstoßes zu generieren. So können Chemikalien, Abwasser und Energie gezielt weiter reduziert und Oberflächen allgemein umweltfreundlicher beschichtet werden.

Vorteil 04
Energieeffizienz verbessern
Künstliche Intelligenz macht die Beschichtungsprozesse bei B+T insgesamt effizienter. Anstelle von zeitaufwändigen Rundgängen durch das Personal liefern tägliche, automatisierte Reports den Soll-/Ist-Vergleich der Anlagen. Die KI unterstützt durch die Analyse der Zählerstände und Nacharbeitsbedarfe bei der Identifikation von Fehlerquellen und Ineffizienzen. So sehen die Betriebsleiter jeden Morgen direkt, wo Handlungsbedarf besteht. Das macht sowohl den Einsatz menschlicher Arbeitskraft als auch den Energieverbrauch effizienter.

CEO Frank Benner im Interview
Frank Benner, CEO bei der B+T Unternehmensgruppe, über KI als Notwendigkeit für Industrie und Wirtschaft.
Die B+T Unternehmensgruppe sieht KI als Treiber für ihre Nachhaltigkeitsstrategie. Wie kann künstliche Intelligenz ein nachhaltiges Wirtschaften begünstigen?
Frank Benner: Künstliche Intelligenz macht die „unsichtbare Datenwelt“ hinter den Prozessen sichtbar und verständlich – erst dieses tiefere Prozessverständnis ermöglicht gezielte Optimierungen. Das Ergebnis ist für uns ganz konkret in der täglichen Arbeit zu sehen: Wir müssen weniger nacharbeiten, verbrauchen weniger Material und Energie. Ein wesentlicher Punkt ist dabei die Zusammenarbeit zwischen den Gewerken, also von Datenexpertise auf der einen und erfahrenen Facharbeitern und ‑arbeiterinnen aus der Galvanik auf der anderen Seite. Man könnte auch sagen: Nachhaltige Effekte entstehen, wenn digitale Analyse praktisches Prozessverständnis trifft.
»Ich bin überzeugt, dass wir nur gemeinsam durch Digitalisierung und intelligente Prozesse nachhaltiger werden können.«
Was haben Sie bisher konkret erreicht?
Wir konnten unseren Material- und Chemikalienverbrauch bereits um rund drei Prozent senken, weil Nacharbeit und Ausschuss deutlich zurückgegangen sind. Nach Scope 1 und 2, also bei den direkten Emissionen und der eingekauften Energie ist B+T bereits weitestgehend klimaneutral, auch dank der KI. Unser Ziel ist es, nun auch die sonstigen Emissionen entlang der Wertschöpfungskette – Scope 3 – zu reduzieren und im besten Fall zu neutralisieren. Ein großer Meilenstein war zudem, dass wir das Management-Review komplett automatisiert erstellen können, inklusive Risiken, Chancen und Handlungsempfehlungen. Und ganz praktisch: Unsere Betriebsleiter haben morgens in wenigen Minuten einen klaren Überblick über Auslastung, Störungen und Energieverbrauch. Das spart enorm viel Zeit und macht uns schneller und effizienter.
Welche Nachhaltigkeitsziele haben Sie sich gesteckt und wie wollen Sie mit KI darauf einzahlen?
Unser klares Ziel ist es, den ökologischen Fußabdruck unseres Unternehmens so weit wie möglich zu reduzieren. KI ist dabei ein zentrales Werkzeug. Sie hilft uns, Ressourcen und Energie effizienter einzusetzen und den CO₂-Ausstoß präzise zu erfassen. Aber wir denken über unser Unternehmen hinaus. Deshalb habe ich in unserem Branchenverband, der DGO – Deutsche Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik, auch den Fachausschuss Digitalisierung und Innovation mitbegründet. Dort treiben wir das Thema KI branchenweit voran. Die Galvanik- und Oberflächentechnik ist sehr energieintensiv und ich bin überzeugt, dass wir nur gemeinsam durch Digitalisierung und intelligente Prozesse nachhaltiger werden können.
Frank Benner, CEO
KI gehört zum täglichen Geschäft
Glossar: Nachhaltigkeitskategorien nach dem Greenhouse Gas Protocol
Das Greenhouse Gas Protocol (GHG) stellt weltweite Standards für die Bilanzierung von Treibhausgasen bereit. Es wurde entwickelt, um Unternehmen, Regierungen und anderen Organisationen eine konsistente und transparente Methode zur Messung ihrer Emissionen zu bieten.
Hinter dem GGH steht eine Partnerschaft zwischen dem World Resources Institute (WRI) und dem World Business Council for Sustainable Development (WBCSD). Ziel ist die Reduzierung von Treibhausgasemissionen. Zu den wichtigsten Kategorien gehören dabei aktuell die Scopes 1, 2 und 3.
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Scope 1
Direkte Emissionen, die im Unternehmen selbst entstehen. Zum Beispiel durch eigene Heizkessel, Produktionsanlagen oder Firmenfahrzeuge.
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Scope 2
Indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie wie Strom, Wärme oder Dampf. Indirekte Emissionen entstehen beim Energieversorger, werden aber dem Unternehmen zugerechnet.
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Scope 3
Alle übrigen indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette, zum Beispiel durch Herstellung und Transport von Rohstoffen, Geschäftsreisen, Nutzung der Produkte oder deren Entsorgung.
KI-Implementierung
Step by Step
B+T war lange Datenlieferant für Forschungsprojekte zum Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Oberflächentechnik. Das heißt: Man sah, was mit Daten machbar ist. Aber auch, welche Grenzen bestehen, wenn man keine eigene Kontrolle über Systeme und Ergebnisse hat. Der Aufbau einer eigenen KI war für Frank Benner und sein Team daher der einzige folgerichtige Schritt. So ging das Unternehmen dabei vor:
Innovation fördern
B+T beteiligt sich jährlich an zwei bis drei neuen Forschungsprojekten. Im Bereich KI zuletzt zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST und der TU Braunschweig unter der Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Start-ups und Unternehmen in Hessen stehen für Innovationen und Entwicklungen im Bereich KI etwa das push-Stipendium und das F&E-Förderprogramm zur Verfügung.Suchen auch Sie nach einer finanziellen Unterstützung für Ihre Innovation? Informieren Sie sich direkt hier!
35625 Hüttenberg
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